- Prinzessin Diana
- Prinzessin DianaPrinzessin Diana wurde in ihrem kurzen Leben zu einer Lichtgestalt der Medien, die alles in sich vereinte, was die Menschen weltweit anspricht: Schönheit, Charme, Natürlichkeit, Geld, aber auch Traurigkeit, Wut und Verletzbarkeit. Ihr früher Unfalltod rief in der ganzen Welt eine unvergleichliche Anteilnahme hervor. Ihr Beerdigungszug am 6. 9. 1997 wurde zu einer so bisher nicht gekannten Demonstration kollektiver Trauer. Die lange Zeit schwelende Vermutung, dass ihr Tod aufgrund einer unverantwortlichen Verfolgungsjagd durch Fotoreporter (»Paparazzi«) ausgelöst worden sei, und die bis heute nicht verstummen wollenden Behauptungen, sie sei möglicherweise einem Anschlag zum Opfer gefallen, sind bezeichnend für dieses Leben im Rampenlicht der Öffentlichkeit und im Fadenkreuz der Kameraobjektive.Behütete Kindheit und JugendDiana schien ein solches öffentliches Leben nicht in die Wiege gelegt zu sein, als sie am 1. 7. 1961 als dritte Tochter von Edward John Spencer, Viscount Althorp (dem späteren achten Earl of Spencer) und dessen Frau Frances Ruth Burke Roche in Park House auf dem königlichen Gut Sandringham in der Grafschaft Norfolk in England zur Welt kam. Sie führte nämlich bis zu ihrem 18. Lebensjahr das behütete Leben eines Kindes aus der englischen Oberschicht. So besuchte sie von 1966 bis 1974 die Riddlesworth Hall Preparatory School in der Grafschaft Norfolk. 1969 hatten sich ihre Eltern scheiden lassen. Der Vater bekam das Sorgerecht zugesprochen für Diana, ihre Schwestern Jane und Sarah sowie ihren Bruder Charles. Von 1974 bis 1977 ging Diana auf die West Heath School bei Sevenoaks in der Grafschaft Kent. Nach dem Tod des Großvaters bekam sie 1975 den Titel einer »Lady«. Im November 1977 traf Diana bei einer Jagdgesellschaft den Freund ihrer Schwester - den Thronfolger Prinz Charles. Nach dem Besuch der Schule im Institut Alpin Videmanette in Rougemont in der Schweiz (1977-1978) lebte Diana 1979-1981 mit drei Freundinnen in einem Apartment in London (Coloherne Court 60, South Kensington) und arbeitete als Kindergärtnerin an der Young England School im Stadtviertel Pimlico. Im Sommer 1980 begann ihre Beziehung zu Charles, von dem sie dann im September desselben Jahres auf das königliche Schloss Balmoral eingeladen wurde.Die »Hochzeit des Jahrhunderts«Am 24. 2. 1981 gaben Diana und der damals 32-jährige Thronfolger Prinz Charles offiziell ihre Verlobung bekannt. Am 29. 7. 1981 feierten sie die »Hochzeit des Jahrhunderts« in der Londoner St. Paul's Cathedral. Weltweit schauten 750 Millionen Menschen der prunkvollen Zeremonie an den Fernsehgeräten zu; Hunderttausende säumten den Weg der beiden von der Kirche zum Buckinghampalast. Mit dieser Trauung, die der Erzbischof von Canterbury, Robert Runcie, vornahm, vermählte sich erstmals seit 300 Jahren wieder eine Engländerin mit dem Thronfolger.Am 21. 6. 1982 kam der erste Sohn von Diana und Charles zur Welt, Prinz William Arthur Philip Louis (in der Thronfolge an zweiter Stelle hinter seinem Vater), gefolgt von dem am 15. 9. 1984 geborenen Prinzen Henry Charles Albert David (bekannt als »Harry«).Weltweite BegeisterungDie von der »Lady Di« zur »Princess of Wales« aufgestiegene junge Frau konnte bei ihren zahlreichen öffentlichen Auftritten, zu denen sich auch bald ein starkes soziales Engagement gesellte, vor allem durch ihr freundliches Wesen und ihre attraktive Erscheinung schnell wachsende Sympathien auf sich ziehen. In ihrer Verbindung mit Charles verkörperte sich nicht zuletzt auch der uralte Wunsch vieler Menschen nach Realisierung des »Märchens« vom Prinzen, der seine Prinzessin gefunden hat. Dianas Großmutter Lady Fermoy und die mit ihr befreundete Queen Mother (volkstümlich »Queen Mum«), als deren Lieblingsenkel Charles gilt, sollen diese Heirat mit angebahnt haben. Und Diana - bald zum populärsten Mitglied des britischen Königshauses geworden - verhalf in den ersten Jahren ihrer Ehe mit Charles der Monarchie ihres Landes zu neuem Glanz.Ihre erste offizielle Visite an der Seite des Thronfolgers war eine dreitägige Walesreise im Oktober 1981. Den ersten offiziellen Auftritt außerhalb ihres Heimatlandes als Vertreterin der Königin hatte Prinzessin Diana im September 1982 bei den Trauerfeierlichkeiten für Gracia Patricia in Monaco. Zahlreiche weitere Auslandsreisen folgten. Im Jahr 1985 besuchte das Thronfolgerpaar Italien und begeisterte die Italiener. Charles und Diana erhielten eine Privataudienz bei Johannes Paul II. Im selben Jahr wurde Prinzessin Diana Ehrenoberst des Royal Hampshire Regiments in Westberlin. Ein Besuch der Prinzessin bei Aidskranken rief 1985 allerdings den Unmut des königlichen Hofes hervor. Ein düsteres Zeichen in diesem Jahr war, dass Prinzessin Diana im Oktober einen Selbstmordversuch unternommen haben soll, angeblich aufgrund ihrer unglücklichen Ehe. Die Öffentlichkeit erfuhr davon allerdings (noch) nichts. Im Gegenteil: Im Winter 1985 war das Thronfolgerpaar auf offizieller Visite in den USA und wurde von Präsident Ronald Reagan zu einem glanzvollen Dinner eingeladen - Zeitungen schreiben vom »Ereignis des Jahres«. Im Jahr 1987 wurde Prinzessin Diana Ehrenbürgerin von London. Im November des Jahres kam sie auf Staatsbesuch nach Deutschland.Hinter der glänzenden Fassade - Prinzessin Diana wurde 1990 zur »Bestgekleideten Frau des Jahres« gewählt - erwies sich eine banale Tatsache als immer offenkundiger: Das »Traumpaar« Charles und Diana hatte sich auseinander gelebt. Die lebenslustige junge Diana, die mit ihrer unverkennbaren Neigung zu Mode, Lifestyle und Geselligkeit schnell an die Grenzen des strengen höfischen Protokolls gestoßen war und der Boulevardpresse immer neue Nahrung für deren die Klatschspalten füllende Storys gab, geriet nahezu zwangsläufig in einen Gegensatz zu dem in den Traditionen der Windsors verhafteten Charles mit seinem eher spröden und nüchternen Wesen. Der Thronfolger äußerte sich zwar (nicht immer zur Freude des Königshauses) gern mit dezidierten Meinungen in der Öffentlichkeit zu politischen und gesellschaftlichen Problemen und machte durch sein Engagement für soziale Randgruppen von sich reden, bewegte sich ansonsten aber doch mit seinen vielfältigen Interessen für Architektur und Kunst, für Sport und Jagd, Naturschutz und Landwirtschaft eher im konventionellen Rahmen des Hochadels.Im Juni 1992 erschien dann das Buch »Diana, ihre wahre Geschichte« des Journalisten Andrew Morton als Vorabdruck in der »Sunday Times«. Darin wird über die unglückliche Ehe der Prinzessin berichtet, ihre Selbstmordversuche und ihre Erkrankung an Bulimie. Besondere Brisanz erhielt dieses Buch, als Prinzessin Diana dessen Inhalt nicht dementierte und später sogar billigte. Überhaupt war 1992 ein schwarzes Jahr für Diana. Im März starb ihr Vater, im August, kurz nach Erscheinen des Morton-Buches, berichtete die Sun von einem intimen Telefongespräch Dianas mit ihrem Jugendfreund James Gilbey und teilte dessen genauen Wortlaut mit. Beim Staatsbesuch des Thronfolgerpaares in Indien saß Prinzessin Diana 1992 allein vor dem Taj Mahal. Das Bild ging um die Welt und wurde zum Symbol für das Scheitern ihrer Ehe mit Charles. Auch wenn die beiden noch im November 1992 gemeinsam nach Korea fuhren, war die Ehe nicht mehr zu retten; am 9. 12. 1992 gab der britische Premierminister John Major vor dem Unterhaus offiziell die Trennung von Prinz Charles und Prinzessin Diana bekannt. Charles zog aus dem gemeinsamen Wohnsitz im Londoner Kensington Palace aus.Die offizielle Trennung und der »Rosenkrieg«Eine weitere Runde in der öffentlichen Auseinandersetzung um die beiden wurde wenig später eröffnet: Am 13. 1. 1993 veröffentlichte die australische Frauenzeitschrift »New Idea« das Protokoll eines intimen Telefongesprächs, das Charles 1989 mit Camilla Parker-Bowles geführt hatte. Am 29. 6. 1994 gab Prinz Charles dem Journalisten Jonathan Dimbleby ein spektakuläres Fernsehinterview, in dem er sich zu seiner Beziehung mit der damals noch verheirateten Camilla Parker-Bowles bekannte und einräumte, dass er seine Ehe bereits im Jahr 1989 als gescheitert angesehen hatte. Der Skandal im Königshaus nahm seinen Verlauf mit immer neuen Enthüllungen und »Schlammschlachten«; die spektakuläre Selbstdemontage des Thronfolgerpaares und die jahrelange Beschäftigung der Öffentlichkeit mit intimen Details des Privatlebens der beiden beschädigte auch die Institution der britischen Monarchie, die sich überdies mit einem zweiten Ehedesaster in den eigenen Reihen, der gescheiterten Verbindung von Prinz Andrew und Sarah Ferguson (»Fergie«), konfrontiert sah. Die Klatsch- und Skandalpresse, allen voran »Daily Mirror« und »Sunday Mirror«, hatte Konjunktur; die eklatante Verletzung der Privatsphäre von Mitgliedern der königlichen Familie musste schließlich sogar vom Parlament thematisiert werden. Weitere »Enthüllungsbücher« wie »Princess in Love« (»Verliebte Prinzessin«) von Anna Pasternak und die von Prinz Charles autorisierte und durch Jonathan Dimbleby herausgegebenen Biografie »The Prince of Wales« fanden 1994 ihren Weg in die Öffentlichkeit. Auch sah sich Diana, die zu ihrer Zeit wohl meistfotografierte Frau der Welt, den immer neuen Nachstellungen von Sensationsreportern ausgesetzt; allerdings wusste sie ihrerseits die Allgegenwärtigkeit der Medien ebenso für eigene Zwecke zu nutzen.Im August 1994 wurden weitere Protokolle intimer Telefongespräche Prinzessin Dianas veröffentlicht. Im Oktober desselben Jahres berichtete Dianas ehemaliger Reitlehrer und Leibwächter James Hewitt von einer intimen Beziehung mit der Prinzessin, über die er nach und nach immer weitere Details veröffentlichte. Prinzessin Diana reagierte spektakulär. Am 20. 11. 1995 strahlte die BBC ihr Interview mit dem Journalisten Martin Bashir aus, in dem sie sich zu der zeitweisen Beziehung mit Hewitt bekannte und ausführlich über die bedrückenden Jahre ihrer unglücklichen Ehe sprach. Die Öffentlichkeit erlebte eine junge Frau, die verzweifelt war. Die Queen reagierte und forderte im Dezember 1995 Charles und Diana auf, ihre Ehe zu lösen. Charles war umgehend einverstanden, Diana zögerte die Entscheidung aber hinaus. Schließlich akzeptierte sie am 28. 2. 1996 den Wunsch der Queen, die Ehe aufzulösen, nicht ohne selbst Bedingungen zu stellen.Die ScheidungAm 15. 7. 1996 erfolgte die Ehescheidung, die am 28. 8. 1996 rechtskräftig wurde. In den langwierigen Verhandlungen, die der Scheidung vorausgegangen waren, hatte Diana Folgendes erreicht: Sie blieb Mitglied der königlichen Familie, bekam ein Dauerwohnrecht im Kensington Palace, verlor zwar den Titel »Königliche Hoheit«, durfte sich aber weiterhin »Prinzessin von Wales« nennen. Das Sorgerecht für die beiden Söhne erhielten beide Elternteile. In finanzieller Hinsicht wurde Diana sehr gut gestellt: Sie bekam eine Abfindung in zweistelliger Millionenhöhe von Charles und erhielt zudem ein jährliches Gehalt von ca. 1 Million DM.Der Tod der »Königin der Herzen«Obwohl sich Prinzessin Diana im Zusammenhang mit ihrer Scheidung aus der Schirmherrschaft von rund 100 karitativen Vereinen zurückzog, setzte sie sich weiterhin stark für soziale und humanitäre Anliegen ein; sie verstand sich als Botschafterin des guten Willens und der Wohltätigkeit, wurde zur »Queen of Hearts« (»Königin der Herzen«). So fuhr sie im Januar 1997 nach Angola und protestierte medienwirksam gegen die Verbreitung von Landminen. Im Juni 1997 traf sie in New York die Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa. Keiner ahnte in diesem Moment, dass wenige Wochen später beide Frauen tot sein würden. In der ersten Augusthälfte 1997 flog Prinzessin Diana nach Bosnien, wo sie sich über die Kriegsfolgen informierte. Zu dieser Zeit hatte sie eine Beziehung mit »Dodi« Al Fayed, dem Sohn des schwerreichen Besitzers des Luxuskaufhauses »Harrods«, mit dem sie im Sommer bereits in St. Tropez gewesen war. Am 30. 8. 1997 traf sie mit ihm im Hotel »Ritz« in Paris ein, das der Familie Al Fayed gehört. Nach dem Abendessen verließen die beiden das Hotel und fuhren in einem gepanzerten Mercedes mit dem Fahrer Henri Paul und Dianas Leibwächter Trevor Rees-Jones fort. Am 31. 8. 1997 um 0.29 Uhr kam es dann in einem Seine-Tunnel zu einem folgenschweren Unfall; das von Pressefotografen verfolgte Fahrzeug schleuderte mit sehr hoher Geschwindigkeit gegen einen Betonpfeiler in der Unterführung des Place de l' Alma. »Dodi« Al Fayed und der Fahrer waren sofort tot, der Leibwächter überlebte schwer verletzt; um 4 Uhr gaben die Ärzte eines Pariser Krankenhauses dann bekannt, dass sie auch das Leben von Prinzessin Diana nicht mehr retten konnten. Wie nach langwierigen Untersuchungen 1999 im Abschlussbericht festgestellt wurde, war der Unfall nicht Schuld der nachsetzenden Reporter; angelastet wurde er dem Fahrer Henri Paul, der sich ans Steuer gesetzt hatte, obwohl er zu diesem Zeitpunkt betrunken gewesen war.Weltweite Trauer und der »Diana-Kult«Die Nachricht vom Tod Prinzessin Dianas löste weltweit einen Schock aus, gefolgt von einer Welle öffentlicher Trauer mit vorher nie dagewesener Emotionalität und Intensität. Das britische Fernsehen änderte sein Programm und sendete Trauermusik. Am Abend des 31. 8. trafen Prinz Charles und die beiden Schwestern Dianas in Paris ein und begleiteten den Sarg der Prinzessin auf dem Flug nach Großbritannien, wo er in der königlichen Kapelle des St. James's Palace aufgebahrt wurde. Es bildeten sich lange Menschenschlangen vor dem Kensington Palace, wo Trauernde stundenlang anstanden, um sich in die Kondolenzbücher einzutragen; ein Blumenmeer breitete sich vor dem Wohnsitz Dianas aus. Aufmerksam beobachtete die ganze Welt, wie sich das Königshaus zur Verstorbenen verhielt; die zunächst von den Windsors an den Tag gelegte Zurückhaltung stieß besonders in Großbritannien auf Kritik und Unverständnis. Der britische Premierminister Tony Blair, der Diana als »Prinzessin des Volkes« bezeichnete und damit die Stimmung der Bevölkerung aufgriff, schaltete sich helfend ein und beriet die königliche Familie, damit diese keine in der Außenwirkung nachteiligen Schritte unternahm. Am 5. 9. 1997 hielt die Queen dann eine respektvolle und würdigende Ansprache aus Anlass des Todes von Prinzessin Diana. Am 6. 9. 1997, dem Tag der Beisetzung von Diana, säumten in London schätzungsweise 2 Millionen Menschen den rund 6 Kilometer langen Weg, den die Trauerprozession vom Kensington Palace zur Westminster Abbey nahm, wo die Trauerfeierlichkeiten bei Anwesenheit von etwa 2000 Gästen stattfanden. Der Sänger Elton John trug sein Lied »Candle in the Wind« vor, Dianas Bruder, Lord Spencer, hielt eine sehr persönliche und kritische Rede, in der er die Schwierigkeiten offen ansprach, die seine Schwester sowohl mit den Medien als auch der Königsfamilie hatte. Schließlich wurde der Sarg auf den Familiensitz der Spencers nach Schloss Althorp überführt, wo Diana auf einer kleinen Insel ihre letzte Ruhe fand.Hatten schon die Trauerfeierlichkeiten weltweit etwa 1 Milliarde Menschen an ihren Fernsehbildschirmen verfolgt und wurde die Begräbnisstätte Dianas auf Althorp schnell zu einer Art Wallfahrtsort für ihre Fans, so war das nur der Ausdruck des nun erst recht einsetzenden »Diana-Kults«, der eine eigene (nicht zuletzt auch für deren Betreiber Gewinn bringende) »Erinnerungsindustrie« mit immer neuen Büchern, Filmen und weiteren Würdigungen Dianas hervorbrachte. Der Mythos Diana ist bis heute ungebrochen.
Universal-Lexikon. 2012.